Endlich kann ich es wagen, aufzuatmen. Eine große Last ist von meinen Schultern genommen – ich habe es endlich geschafft, meinen Agenten die Inhaltsangabe der »Chroniken der Elomaran« zu schicken, damit sie daraus ein schönes Exposé basteln und mich auf der Buchmesse präsentieren können. Buchmesse in Leipzig, nicht Frankfurt, und das bedeutet: Es ist nicht mehr lange hin, Mitte März ist es soweit, und ich zittere jetzt schon, aus doppeltem Grund. Das eine ist die Frage, ob den Elomaran dort Erfolg vergönnt sein wird – das andere ist mein Magischer Bestseller.
Da hat nämlich der Heyne-Verlag einen Wettbewerb ausgeschrieben: »Schreiben Sie einen magischen Bestseller«, so der reißerische Titel, und gewinnen kann man Geld, Ruhm und einen Verlagsvertrag – oder eine Reise ins Phantasialand für fünf Personen. Keine Frage, da wollte ich immer schon mal wieder hin! Also mußte ich teilnehmen, schon weil der gefühlt ganze Tintenzirkel teilnimmt… Aber nicht mit den Elomaran. Die haben jetzt ihren Agenten, die sind erstmal unter Dach und Fach – aber da ist noch »Die Spinnwebstadt«, seit sechs Jahren ist das Epos nun fertig, hat drei Überarbeitungen durchlaufen und ist wirklich langsam reif für den Buchmarkt – scheiterte bislang nur an einer Sache: Dem Exposé. Ich kann keine Exposés. Was die Elomaran angeht, habe ich dafür jetzt einen Agenten. Aber für die Spinnwebstadt…
Also stand ich da mit drei Aufgaben: Inhaltsangabe der Elomaran fertigmachen, für die Agentur. Exposé und Leseprobe der Spinnwebstadt bis zum 11. Februar rausschicken, für den Wettbewerb. Und ganz nebenbei auch noch vollzeit Arbeiten. Vollzeit heißt bei mir Vollzeit, wenn ich sie hinter mir habe, bin ich zu nichts mehr zu gebrauchen. Trotzdem, die beiden literarischen Verpflichtungen haben eine Deadline, die kann ich nicht ewig vor mir herschieben. Und ein Foto brauche ich auch noch, also ab zum Frisör und dann zum Fotographen, so viel zu tun, so wenig Zeit…
Also, eines nach dem anderen – schön wär’s gewesen. Leider ist es alles andere als einfach, ein gutes Exposé zu verfassen, und noch schwieriger, eine Inhaltsangabe für die Elomaran. Das Problem liegt gleich im ersten Buch: Ich mag »Engelsschatten«. Finde es gelungen, athmosphärisch, spannend. Aber beim Versuch, eine Inhaltsangabe dafür niederzuschreiben, klingt das Buch plötzlich so, als ob überhaupt nichts darin passiert. Da ist viel im psychologischen, zwischenmenschlichen Bereich – wie quetscht man das in eine Inhaltsangabe? Also zog sich die Arbeit… und zog sich… und zog sich… Wenigstens habe ich mein Heynemanuskript innerhalb der Frist rausschicken können, dann verabschiedete sich mein Rechner und fuhr nicht mehr hoch, und wenn doch, wurde der Bildschirm nach ein paar Minuten schwarz und nichts tat sich mehr. Jetzt habe ich ein neues Netzteil und die Graphikkarte ausgetauscht, komme wieder an meine Dokumente und habe tatsächlich gestern die Inhaltsangabe rausschicken können. Sie ist, alles in allem, 22 Seiten lang – drei fertige Bände, zwei Bände in Arbeit, kurzer Abriß zum Hintergrund und geplantem Fortgang – Uff. Mein Agent möchte ich nicht sein, daraus jetzt ein Exposé schnitzen, oder zwei, drei, fünf…
Bin mal gespannt, was sich auf der Buchmesse ergibt. Die Gewinner des Heynewettbewerbs werden auch dort bekanntgegeben. Vielleicht habe ich ja Glück, man steckt nicht drin. Ich werde jedenfalls ein bißchen still vor mich hin bibbern… Nein, streichen wir das mit dem still. Ich bibbere öffentlich.