Nicht alle der folgenden Fragen wurden wirklich schon gestellt, und vor allem nicht häufig, aber ich würde sie an dieser Stelle dennoch gerne beantworten:
Frage: Worum geht es in dieser Geschichte überhaupt?
Antwort: Lest lieber das Buch als diese Antwort – alles wird sich im Laufe der Geschichte von selbst erklären, und ein Klappentext verrät zu vieles, nimmt zu viel Spannung fort. Doch für diejenigen, die es unbedingt wissen wollen, hier ein ganz grober Abriss:
Vor rund tausend Jahren besuchten die Engel die Welt, die zu beschützen ihre Aufgabe war. Ein jeder von ihnen zeugte mit einer sterblichen Frau ein Kind, und ihre Nachkommen, die sogenannten Engelsgeborenen, haben Völker und Länder unter sich aufgeteilt und beherrschen sie bis heute. Wenig hat sich seither geändert – Traditionen, Rituale und Gesetze verhindern eine natürliche Entwicklung, doch gegen eines sind die Engelsgeborenen machtlos: Mit jeder neuen Generation sinkt der Anteil des Engelsblutes in ihren Adern, und mit ihm schwinden die Kräfte.
Das Haus von Korisander, dem Engel der Weisheit, hat es geschafft, eines der stärksten zu bleiben und ist doch bestimmt, als erstes zu fallen, als der junge Alexander am Tag seiner Thronbesteigung um Krone und Land gebracht wird.
Gleichzeitig wächst in einem weit entfernten Bergarbeiterdorf ein Junge auf, der noch nicht ahnt, dass das Schicksal Großes für ihn bereithält.
Es ist an der Zeit, dass die Engelsgeborenen verschwinden und die Engel ihren Platz in der Welt einnehmen –
oder die Menschen.
Frage: Sind Die Chroniken der Elomaran auch für Kinder und Jugendliche geeignet?
Antwort: Eingeschränkt. Ich denke grundsätzlich, dass Kinder allein mit der Thematik des Buches so wenig anfangen können, dass sie schon den Anfang zu langweilig finden, um weiterzulesen. Allerdings sind schon im ersten Kapitel von Engelsschatten Szenen von einiger Grausamkeit, die einem empfindlicheren Kind Angst machen könnten.
Das Buch ist – nach meiner Einschätzung – nicht jugendgefährdend. Ich würde es ab einem Alter von dreizehn bis vierzehn Jahren ohne Einschränkung empfehlen, wobei sich Mädchen eher als Jungen angesprochen fühlen dürften.
Frage: Werden in dieser Geschichte Misshandlungen verherrlicht?
Antwort: Das Buch enthält Gewaltdarstellungen und geht heikle Themen wie Inzest und sexuellen Missbrauch an, ohne darüber zu richten – ausschlaggebend ist hier nicht meine private Einstellung, sondern die der handelnden Figuren. Dass ich selbst Kindesmissbrauch abscheulich finde, sollte keiner Erläuterung bedürfen.
Wer das Buch jedoch aufmerksam und kritisch liest, wird jedoch merken, dass auch wenn Alexander die Misshandlungen nicht als solche begriffen hat, sie doch nicht spurlos an ihm vorübergegangen sind, und dass seine Verhaltensmuster denen anderer missbrauchter Kinder nicht unähnlich sind. Sicher verherrlicht Alexander die erlittenen Misshandlungen. Aber den Lesern dürfte trotzdem klar sein, was für ein armes Schwein er im Endeffekt doch ist.
Frage: Warum diese Geschichte?
Antwort: Ich schreibe, weil es mich glücklich macht. Mit dem Making-Of dieses Buches könnte man ein zweites füllen, und ich habe vor, es irgendwann als eigene Rubrik auf der Seite einzuführen. An dieser Stelle also nur so viel: Ich liebe diese Geschichte. Ich liebe die Charaktere, zumindest die meisten, zumindest meistens. Ich liebe die Welt und die Hintergrundgeschichte, und ich liebe es, allen Freuden davon zu erzählen, ob sie nun wollen oder nicht.
Oft genug komme ich nicht so voran, wie ich gerne würde, widersetzen sich mir die Figuren, habe ich keine Ahnung, wie ich mit den Handlungswendungen umgehen soll. Aber ich schreibe weiter. Ich habe gegenüber dieser Welt und ihren Bewohnern eine Verantwortung, der ich mich stellen muss, egal, ob ich daran verzweifle oder nicht.
Die meisten Geschichten und Bücher, die es gibt, sind vollkommen überflüssig – ebenso wie die meisten Bilder, oder Lieder, oder Statuen. wir brauchen sie nicht wirklich – bis auf diejenigen, die sie geschaffen haben – aber manchmal ist es ganz schön, dass sie da sind.
Frage: Wer ist der Gute – Alexander oder Varyn?
Antwort: Das hängt davon ab, wen man lieber mag. Noch kennen die beiden sich nicht, aber zu einem späteren Zeitpunkt werden sie gegeneinander arbeiten. Ich weiß, wie es ausgeht, und ich habe es auch ein paar anderen erzählt – aber natürlich verrate ich es nicht an dieser Stelle … Es ist auch keine Antwort auf die Frage. Beide haben ihre guten und schlechten Seiten – Alexander ist ein tobsüchtiger kleiner Sadist, Varyn ein halbwahnsinniger Grobian – es ist nicht immer so einfach. Jeder ist, für sich genommen, der Gute. Jeder hat seinen Punkt. Aber ich mag keine Schwarzweißmalerei. Es reizt mich, einmal beide Seiten zu beleuchten. Wenn der Gute gegen den Guten kämpft, tut das Ende mehr weh, weil in jedem Fall der Gute unterliegt. Betrachtet einfach beide als gleichwertig. Sie können sich ihre Rivalität nicht aussuchen. In einer anderen Welt, in einer anderen Zeit, hätten sie Freunde werden können, vielleicht sogar Geliebte – aber hier haben sie das Schicksal gegen sich. Wen macht das nun zum Bösen?
Frage: Warum haben alle deine Figuren ein Alkoholproblem?
Antwort: Alle? Das kann man so nicht sagen! Aber es stimmt schon, dass in meinen Geschichten auffallend viele Alkoholiker herumlaufen – angefangen mit Felder in der Flöte aus Eis, über Mowsals Eskapaden in der Spinnwebstadt, und jetzt treten sie auch noch im Rudel auf – Jurik, Varyn, Alexander (wenn man ihn lässt …). Aber sie trinken auf unterschiedliche Weise, und aus unterschiedlichen Gründen.
Ich möchte nicht mit der Moralkeule kommen. Die Moralkeule habe ich nach Felder hinter mir gelassen. Wenn die Leute saufen wollen, sollen sie. Es wird sie vermutlich nicht umbringen. Es bringt die wenigsten um, auch wenn man arg krank davon wird. Trinken löst keine Probleme? Das sagen nur die, die selbst nicht trinken. Wenn Jurik anfängt zu trinken, dann weiß er aus Erfahrung, was ihn am anderen Tag erwartet, dass es ihm vielleicht mittelbar schlechter geht als vorher. Aber offenbar ist es ihm das wert – er wird seine Gründe kennen, denke ich. Er weiß, dass er es besser lassen sollte.
Alexander nutzt Alkohol als Werkzeug, um sich selbst und andere stimulieren zu können – er ist ein Jugendlicher, der seine Grenzen sucht und nicht finden kann, und dass er krank im Kopf ist, steht auf einem anderen Blatt und hat andere Gründe, und gemessen an seinem restlichen Verhalten, ist dies das letzte, was ich ihm vorwerfen würde.
Varyn ist von den beschriebenen Fällen der Einzige, der mit seinem Alkoholkonsum ein echtes Problem hat und sich dafür hasst. Er trinkt mit Absicht bis zur Besinnungslosigkeit – und hasst es von der ersten bis zur letzten Sekunde, aber er glaubt, keine andere Wahl zu haben.
Auch wenn das der krasseste dieser Fälle ist, wird Varyn vermutlich am leichtesten vom Alkohol wegkommen, wenn man ihm eine Alternative bietet. Um Alexander muss man sich ohnehin keine großen Sorgen machen, und Jurik wird so weitermachen wie bisher – unterschiedlich lange Perioden trocken oder gemäßigt leben, um ab und an komplett abzustürzen und sich wieder hochzurappeln. Wie er selbst so schön sagt: Früher hat er mehr getrunken.
Und warum jetzt das ganze Theater? Weil es eine Welt ist, die keine große Auswahl bietet. Der allgemeine Bildungsstandard ist sehr niedrig, es gibt kaum Möglichkeiten zum Zeitvertreib (gut, viele Leute haben auch keine Zeit zum Vertreiben), und alkoholische Getränke stehen hoch oben auf der Speisekarte, sind sie doch keimfrei (was man vom Wasser nicht sagen kann) und leicht verfügbar. Alternativen sind Milch und Tee, die heute so beliebten Fruchtsäfte sind eher ungebräuchlich, schon allein, weil sie so schnell verderben, wenn man nicht absichtlich Most daraus macht – aber ich glaube nicht einmal, dass es in der Elomaran-Gesellschaft mehr Alkoholiker gibt als in unserer. Sie werden nur anderswo vielleicht nicht mit solcher Inbrunst zu Hauptfiguren gemacht wie bei mir.
Frage: Wie lang soll die Geschichte werden?
Antwort: Ich rechne zurzeit mit etwa acht Bänden, und da ich im Schnitt pro Jahr einen Band fertig stelle (Soll-Wert), wird es noch ein wenig dauern, bis der Zyklus abgeschlossen ist. Interessenten halte ich aber gerne über den Stand der Entwicklung auf dem Laufenden
Frage: Ist Engelsschatten nun eine Fantasy- oder eine Liebesgeschichte?
Antwort: Das ist eine seltsame Frage. Warum sollte es das eine oder das andere sein? Fantasy bezeichnet nur den Rahmen, das Wort gibt weder Inhalt vor noch Thema. Eine Fantasygeschichte, die sonst nichts ist, taugt nicht viel. Natürlich ist Engelsschatten eine Liebesgeschichte – es war zwar nicht meine Absicht, eine zu schreiben, aber Halan und Alexander waren da anderer Ansicht, und ich beuge mich in den allermeisten Fällen meinen Charakteren. Es ist aber auch ein ganz klassischer Krimi – Wir haben ungeklärte Todesfälle und mutige Heldinnen, die sich die bekannte Frage stellen »Wer war es?«. Und all das ist Engelsschatten, ohne dadurch weniger Fantasy zu sein.
Frage: In welche Epoche ist Die Chroniken der Elomaran angesiedelt?
Antwort: In keiner, die unserer Zeit entspricht. Ich denke nicht, dass Geschichte immer linear verläuft. Dies ist kein historischer Roman. Alexanders und Varyns Welt hat nichts mit unserem Mittelalter zu tun. Wenn es eine Parallele gibt, dann zur Zeit des Feudalismus. Aber was ihre Zeit von unseren unterscheidet, ist die Tatsache, dass hier Entwicklung gezielt verhindert wird. Seit tausend Jahren achten die Engelsgeborenen peinlich genau darauf, dass die Gesellschaft stillsteht. Alphabetisierung wird vermieden, niemand forscht, niemand treibt die Technologie voran. Es gab keinen Bedarf, den Druck mit beweglichen Lettern zu erfinden. Auch die Entdeckung der Steinkohle hat nicht zu einer industriellen Revolution geführt. Vergleichbar ist diese Zeit also nur mit einer, in der die Welt in einer Art künstlichem Mittelalter gehalten wird, also zum Beispiel dem Japan des neunzehnten Jahrhunderts. Und selbst diese Parallele ist nicht die allerbeste.
Frage: Haben die Elomaran etwas mit den Engeln aus der christlichen Mythologie zu tun?
Antwort: Nicht direkt. Darstellungen von höheren Wesen mit Flügeln sind älter, man nehme nur zum Beispiel die griechischen Niken. Aber natürlich stammen die bekanntesten Engelsbeschreibungen aus dem Christentum, und als große Freundin schöner Friedhofsanlagen habe ich in den letzten Jahren meine Einstellung zu Engeln von »Nee, was für ein Kitsch« hin zu einer gewissen Ehrfurcht gewandelt. Kitsch sind Putten und rosige Bildchen mit Schutzengeln, die kleine Kinder über bedrohliche Gebirgsstege geleiten (und dennoch so aussehen, als müsse ihr Name eigentlich Schubsengel lauten). Aber solche Engel, die es nötig zu haben, »Fürchtet Euch nicht« zu sagen, wie der Engel, der den Hirten auf dem Felde erschien – die ringen mir Ehrfurcht ab, auf eine höhere Art, als es Elfen und Feen tun. Natürlich sind Elfen und Feen schön – ich habe Bücher über sie geschrieben, ich muss es wissen – aber Engel sind noch weniger von dieser Welt, immer erhaben, und trotzdem sinnlich (das ist ein Wort, dass ich nicht besonders mag – aber alternativ wäre erotisch, und das ist auch schon so abgedroschen). Die Elfen in meinen Geschichten waren immer vollkommen steril und androgyn – Engel gehen in eine ganz andere Richtung.
Hinzu kommt, dass man sie in der phantastischen Literatur, trotz eines Booms Anfang der 2010er, immer noch suchen muss – sie sind einfach noch nicht so abgedroschen, während die oft beanspruchte keltische Mythologie in meinen Augen kaum noch etwas hergibt.
Um die Elomaran von den christlichen Engeln und Erzengeln zu distanzieren, habe ich die Bezeichnung Elomaran (Auge des Himmels) gewählt und ihnen Namen gegeben, die nicht auf -iel, sondern auf -ander enden.
Was dagegen durchaus Einfluss auf die Elomaran hatte, sind die Heiligen mit ihrer zweckgebundenen Anbetung und der Darstellung mit Attributen: Ebenso, wie man den Hl. Dionysius daran erkennt, dass er seinen Kopf neben sich auf dem Boden liegen hat oder in beiden Händen hält – denn trüge er ihn unter dem Arm, wäre er der Hl. Alban von England – erkennt man dem Elomaran Korisander immer an seiner Krone (und beide, Engel wie Heiliger, werden gegen Kopfschmerzen angerufen). Ich sammle Heilige schon seit langem, und so war es naheliegend, aus diesem Wissen endlich einmal Profit zu schöpfen.
Frage: Haben die Figuren Vorbilder aus dem wirklichen Leben?
Antwort: Nein. Ja. Mich. Alle Figuren haben in irgendeiner Hinsicht Ähnlichkeit mit mir, ob im Guten oder im Schlechten. Aber sie sind niemandem direkt nachempfunden, erst recht niemandem aus meinem Bekanntenkreis. Es gibt natürlich leichte Parallelen: Natara hat ein wenig von meiner Schwester Anna, als die in dem Alter war. Manchmal erinnert mich Halan an meine Freundin Zoe (sie weiß, wann).
Die meisten Figuren habe ich im Kopf mit Schauspielern besetzt, um sie besser beschreiben zu können, aber das ist nur eine äußere Ähnlichkeit. So hätte ich gerne Eliyah Wood als Alexander (aber ich weiß nicht, ob der sich noch einmal nach dem Herrn der Ringe ein Fantasyepos antun will) und Jonathan Rhys Meyers als Varyn, und Christina Ricci wäre eine erstklassige Lyda, aber keiner von denen hat auch nur Ansatzweise das passende Alter … Und natürlich Ralph Fiennes als Jurik! Unentbehrlich!
Jurik ist übrigens aus einem Rollenspielcharakter hervorgegangen, einem Vampir namens Juri Karamán… und nachdem er dann in Engelsschatten aufgetreten war – unter falschem Namen – übernahm ich ihn als Söldner in eine AD&D-Gruppe – da heißt er dann Jurik Mendrion. Und das war just, bevor Gaven im zweiten Kapitel von Dämmervogel auf Hauptmann Mendrion traf… Erwähnte ich bereits, dass Jurik mein Lieblingscharakter ist?
Frage: Welche Bücher und Filme haben die Arbeit am Elomaran-Zyklus beeinflusst?
Antwort: An Büchern in erster Linie Die Sieben Zitadellen von Geraldine Harris – ein traumhaftes Werk in vier Bänden, leider schon lange vergriffen, auf Deutsch wie auf Englisch – und Mervyn Peakes Gormenghast-Bücher. Außerdem verschiedene Geschichten von Poppy Z. Bride. Es gibt Parallelen zwischen den Chroniken der Elomaran und dem Manga Angel Sanctuary, den ich auch sehr liebe – aber er hat mich nicht wirklich beeinflusst, denn als der erste Band auf Deutsch herauskam – ich beherrsche nachweislich kein Japanisch – war Engelsschatten bereits fertig und Schwanenkind zumindest zur Hälfte. Aber Zoe hatte das Artbook schon, bevor ich mit der Geschichte anfing, und es hat doch zumindest geholfen, mein Engelbild zu prägen.
Hilfreiche Filme waren Dogma und Gladiator, die BBC-Verfilmung von Gormenghast, Kenneth Branaghs Hamlet und – natürlich – der Herr der Ringe. Obwohl letzterer mich mehr erschüttert und beeindruckt hat, als mir wirklich Anregungen zu geben, zumindest für dieses Buch.
Frage: Warum ist Feedback zu dieser Geschichte so wichtig?
Antwort: Vom Leserfeedback hängt nicht der Weltfrieden ab und nichts wirklich Lebenswichtiges, aber es bedeutet mir eine Menge.Auch wenn ich inzwischen veröffentlichter Autor bin, ist doch die Bezahlung oft mehr ein Schmerzensgeld, wirklich reich wird man damit nicht, und üblicherweise reicht des nicht einmal zum Leben. Da möchte ich zumindest wissen, wie meine Geschichten ankommen, und im Idealfall, dass sie geliebt werden. Deswegen lese ich jede Rezension meiner Bücher (auch die Verrisse), deswegen freue ich mich so sehr über E-Mails und Briefe. Ich habe immer wieder Punkte, da will ich alle Brocken hinschmeißen. Zu wissen, dass dann da draußen jemand ist, der oder die auf die nächste Geschichte von mir wartet – das gibt mir neuen Auftrieb.
Frage: Kann man das Buch auch kaufen?
Antwort:Noch nicht beziegungweise nicht mehr. Ich habe um 2005 herum Engelsschatten und Schwanenkind als Book-on-Demand selbst verlegt und stolze zwei Dutzend Exemplare davon verkauft. Als sich meine Agentur 2009 dann auf die Suche nach einem Verlag für die Chroniken gemacht hat, habe ich diese Bücher vom Markt genommen. Sie werden mal unglaublich wertvolle Sammlerstücke sein. Derzeit ruht die Verlagssuche aber. Es ist extrem schwer, einen Fantasy-Mehrteiler auf den deutschen Markt zu bringen, und das gilt schon für Trilogien – einen Achtbänder an den Verlag zu bringen ist ein Ding der Unmöglichkeit, es sei denn, man ist sehr berühmt. Also arbeite ich am Ruhm und schreibe parallel dazu die Reihe zu Ende. Dann werde ich sie von vorn bis hinten überarbeiten. Und dann finde ich, vielleicht, einen Verlag dafür. Daumenhalten hilft, und meine anderen Bücher fleißig kaufen hilft noch viel mehr.
Frage: Warum diese Internetseite?
Antwort: Enstanden ist die Seite, weil ich meine Geschichte mit der Welt teilen wollte und mich in der Bewunderung der Leute sonnen, und auch, um im Zweifelsfall beweisen zu können, dass die Geschichte von mir ist -dank Waybackmachine kann ich nachweisen, dass die Geschichte seit mindestens 2001 existiert und von mir ist (tatsächlich ist die Webseite schon von 2000, aber die Domain dazu habe ich erst im Jahr drauf registriert). Zu der Zeit, als ich noch keine anderen Veröffentlichungen hatte, war diese Webseite für mich die einzige Gelegenheit, an Leserfeedback (siehe oben) zu kommen. Und Webdesign ist schon sehr lang ein Hobby von mir, die Arbeit an der Seite hat auch einfach Spaß gemacht.
Auch wenn inzwischen nicht mehr der komplette Text der ersten viereinhalb Bände online ist, freue ich mich immer noch, die Hintergrundmaterialien der Geschichte herzuzeigen und mit der Welt zu teilen – und als ich nach zwölf Jahren Pause von den Chroniken wieder in die Arbeit eingestiegen bin, hatte ich praktisch keine Notizen zur Welt und den Hintergründen, bis auf das, was ich für die Webseite ausgearbeitet hatte. Da war ich sehr froh, sie zu haben, und habe sie selbst einmal von vorne nach hinten durchgearbeitet.
Frage: Hattest du keine Angst, dass jemand deine Geschichte stiehlt?
Antwort: Nein. Und sie wurde tatsächlich gestohlen.
Irgendwann im Sommer oder Herbst 2002 wertete ich die Logfiles meiner Webseite aus, um zu sehen, welche Seiten zu den Elomaran verlinkten, und fand so den Weg ins Forum des Elfenhains. Ich freute mich, dass jemandem meine Geschichte gefallen hatte, und las das, was, wie ich hoffte, eine frenetische Kritik sein würde. Fünf Minuten später saß ich bleich und erschüttert vor meinem PC. Ich war beraubt worden.
Ein Junge namens Nakahito (seinen richtigen Namen habe ich leider nie erfahren) hat meinen Text – die ersten elf Kapitel von Engelsschatten – in das Autorenforum gepostet, nach dem Motto »Schaut mal, was ich Tolles geschrieben habe!« Die nächsten beiden Posts scholten ihn, weil er das Forum mit elendig langen Texten zumüllte (elf Kapitel!), aber schon der dritte bezichtigte Nakahito des Diebstahls, und der vierte brachte den Link zu meiner Seite, über den ich das Ganze dann ja auch gefunden habe, auch wenn mich eine direkte Nachricht vom Forenbetreiber mehr gefreut hätte. Jedenfalls meldete ich mich noch persönlich im Forum zu Wort. Der Thread wurde danach gelöscht, und Nakahitos IP gebannt.
Im Verlauf der nächsten Woche – ich war gerade arbeitslos geworden und hatte viel Zeit – durchforstete ich das Web auf Nakahitos Spuren, und fand weitere Opfer, mit denen ich mich verbündete. Ich brachte Nakahito sogar dazu, mir eine Mail zu schreiben. Dass ich auf meine Antwort keine Rückantwort erhielt, braucht wohl nicht noch extra betont zu werden
Heute ist diese Akte geschlossen. Nakahito hat den Nick aufgegeben, seine Mailadresse funktioniert nicht mehr, und inzwischen ist er ja auch ein paar Jahre älter und hat sowas vielleicht nicht mehr nötig.
Und warum ich keine Angst vor weiteren Diebstählen habe? Weil meine Geschichte dafür zu öffentlich ist. Ich habe vielleicht keine Tausende von Lesern, aber das Buch ist zu lange online, zu präsent, wenn man danach sucht, als dass ein Schwindel lange unentdeckt bliebe, und ich kann beweisen, dass das Buch von mir ist.
Schwieriger verhält es sich beim Diebstahl von Ideen – davor ist kein Autor geschützt, weder im Internet noch im Buchhandel, und nachweisen lässt es sich nur schwer. Die Grenze zwischen Diebstahl und Inspiration verläuft fließend. Soll ich mir deswegen die Engelsgeborenen patentieren lassen? Das wäre dann doch zu viel des Guten. Wie viele schlechte Herr-der-Ringe-Klone sind auf dem Markt? Über so etwas würde ich mich nicht groß aufregen. Weiß ich doch, dass die Ideen von mir sind – und, was die sprachliche Umsetzung angeht, unerreicht… Und wenn bei so einer Inspiration doch etwas Gute rauskommt?
Dann ist das ein Grund mehr, sich zu freuen.
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