Die Schrift und Sprache Elomond

Sprache

Ursprünglich war es nicht meine Absicht, die Sprache Elomond überhaupt auszuarbeiten. Abgesehen davon, dass ich künstliche Sprachen – beginnend mit Esperanto – nicht sonderlich mag, ist es eine ungeheure Menge an Arbeit: Zeit, die man auch sinnvoller verbringen kann. Es ist ja nicht damit getan, ein paar ulkig klingende Worte niederzuschreiben. Man braucht Grammatik, Linguistik, Sprachentwicklung, etc. Es ist okay, wenn Tolkien sowas macht, aber ich bin nicht Tolkien … Also streute ich ab und an, soweit es nötig war, ein paar Brocken Elomond ein, um das Buch pittoresker zu gestalten. Aber das hatte mit einer richtigen Sprache nichts zu tun.

Dann jedoch, im Sommer 2001, erlebte ich einen Bekannter, der sich auf einen Linguistenkongress vorbereitete – und zwar für die klingonische Sprache. Durch ihn lernte ich viel über das Bauen von Sprachen, und mein Ehrgeiz war geweckt, mich selbst daran zu versuchen. Aber wie erwähnt: Sprachen brauchen Zeit. Weiterhin gilt meine Energie mehr der Fortführung der Geschichte (und selbst das dauert schon lange genug), und so kann ich auch heute noch kein Wörterbuch des Elomond füllen, noch die passende Grammatik dazu liefern. Aber immerhin reicht mein Wissen schon aus, um am Ende des sechzehnten Kapitels von Schwanenkind einen kleinen Dialog auf Elomond wiederzugeben:

»Eja ve, Korisond. Eja ve.«
»Eja ve, Koris. Eja ve. Nili voi tende davame.«
»Eja ve, Halan…«
»Eja ve, Damiond. Eja ve…«
»Hoi ve ti matale, Androsch? Ejo tai. Var yn a tende.«

Vielleicht werde ich eines Tages die Übersetzung dazu nachreichen. Aber erst mal überlasse ich es dem Leser, diesen Text zu verstehen. Er ist von sehr privater Natur, und darum muß es nicht jeder wissen. Linguisten werden jedoch erkennen, daß es im Elomond mehr Formen als im Deutschen gibt – der Vocativ spielt zum Beispiel eine größere Rolle.

Schrift

Die Schrift Elomond wurde zweimal erfunden. Einmal von den Engeln selbst, also vor episch langer Zeit, mehr als tausend Jahren. Und einmal von Varyn. Es gab keinen, der ihm Schreiben beigebracht hätte (der überwiegende Teil der Bevölkerung kann weder lesen noch schreiben), hat er sich seine eigene Schrift ausgedacht, um seine Träume festzuhalten. Dabei verwendete er (zufällig, har har) die gleichen Zeichen wie das Elomond. Witzig ist in dem Zusammenhang, dass Varyn kein Elomond beherrscht. Er spricht die Weltsprache Koristoi, regional eingefärbt mit dem Dialekt seines Heimatdorfes, und diese Sprache hat eine andere Schrift, eine Buchstabenschrift, weswegen ich sie nicht extra ausarbeiten werde, sondern einfach als Lateinische Schrift belasse, wenn ich sie irgendwo mal zeigen muss.

Elomond dagegen ist in Wort und Schrift geheim und den Engelsgeborenen vorbehalten. Varyn geht also hin und transliteriert Gemeinsprech nach Elomond. Das ganze fliegt auf, als er sich in die königliche Soldliste einträgt und sich weigert, ein Kreuzchen zu machen, weil er doch eigene Zeichen hat… und der König staunt nicht schlecht, als er dann die Listen vorgelegt bekommt und auf Elomond liest »Ich bin« (die wörtliche Übersetzung von Var yn…).

Genaugenommen wurde die Schrift sogar dreimal erfunden. Nämlich – und das ist die Wirklichkeit – ca. 2004 von mir und TheaEvanda, die damals in Japan lebte. Thea bot sich an, mir Schriftzeichen zu kalligraphieren, aber daß wir uns am Ende bei der Entwicklung einer ganzen Schrift wiederfinden, hätte sich sicher keiner von uns in dem Moment träumen lassen.

Meine Vorgaben:

Elomond ist eine Silbenschrift. Ich stelle mir so eine Art Mischung aus phönizischer Keilschrift und verschiedenen Kanji vor, solange es nicht aussieht wie Hieroglyphen, Runen oder Tolkiens Elbenschrift.

Varyn ist ein Bergmann, und er schreibt mit Kreide an die Wand. Weil er nicht weiß, wie viel er schreiben wird, fängt er oben an, neben dem Eingang, arbeitet sich dann Spalte für Spalte von oben nach unten vor. Da er sich die Zeichen selbst ausdenkt (oder es zumindest glaubt), wird er sicher Zeichen wählen, die seiner Art zu schreiben entgegenkommen.

Die Schrift muss bequem zu schreiben sein in Kreide auf Kohle (oder umgekehrt), wird aber an den Höfen mit Feder auf Pergament (oder, je nach Gegend, vielleicht auch Papyrus) geschrieben, weil auch die Gemeinsprache mit der Feder geschrieben wird. Ich glaube, damit ist die eigentliche Keilschrift aus dem Rennen, weil man die Schrift nicht mehr gut meißeln und kratzen kann…

Wie schreiben die Engel? Ich mag die Vorstellung nicht, dass sie sich Federn aus den Flügeln auszupfen und damit in Tinte oder Blut getaucht schreiben. Man wählt den einfachsten und bequemen Weg. Die Elomaran benutzen die Schrift nicht für eigene Aufzeichnungen, sie haben keine Bücher und dergleichen, Bücher sind etwas für Menschen – das einzige von den Elomaran erhaltene Buch, Tolimanders Buch der Gerechtigkeit, ist unbeschrieben und zeigt immer nur eine knappe Antwort, wenn ihm eine konkrete Frage gestellt wird. Die Elomaran haben geschrieben, um ihre Kinder zu unterrichten, aber nicht in der Schule, sondern da, wo es nötig war. Sie schrieben mit dem Finger im Staub, oder vielleicht mit einem Stock.

Daraus ergibt sich der Duktus der Schrift:

Die Entstehung der Schrift am Beispiel des Zeichens »AN«

mein erster Entwurf,
mit der Maus »gemalt«
Theas Kalligraphie,
die »offizielle« Version
Handschriftliches Beispiel
mit persönlicher Note

Überlegungen von TheaEvanda:

Wenn man sich beim Sandmalen beobachtet, gibt es da ein wichtiges Detail: Jeder Strich wird gezogen, da ein Vorwärtsschieben den Sand in die Fingernägel drängt, und das tut weh. Also ist Elomond in seinen Grundstrichen eher kantig oder gezogen-krumm, sollte also keinen vollen Kreis kennen. Wenn ein Kreis vorkommt, besteht er aus mindestens zwei Hälften, eher drei, und stilisiert damit dann bald zum gerundeten Dreieck.

Für Varyn stimmt das auch, da er auf unebenem Untergrund schreibt und deshalb seine Kreide ziehen muß. Die Generierungsumstände sind sich also recht ähnlich. Das vom Grundmuster.

Danach geht es in die Hofkultur mit Federn. Federn wollen auch gezogen werden, eine geschobene Feder spritzt, aber das muß ich dir ja nicht sagen 🙂 Federn erlauben Unterschiede im An- und Abstrich, also kann stilisiert werden, wie man möchte. Ur-Elomond sollte also recht abstrakt aussehen, während die »Hofschrift« eher Schnörkel aufweist, außer die Schreiber sind nie Schreibmoden unterworfen gewesen, was ich für unwahrscheinlich halte. In rund 1200 Jahren haben allein die Europäer rund 25 Basis- und Kanzleischriften entwickelt, die alle mehr oder minder für einen heutigen Menschen entzifferbar sind. Graphologen können Schriften sogar auf 20 Jahre und 100 Kilometer genau festlegen, einfach gespenstisch, ich hatte einen solchen als Kursdozenten im letzten Semester.

Also vorwiegende Schriftrichtung von oben nach unten, sekundär von rechts nach links. Also werden auch Schriftrollen von links nach rechts aufgerollt und recht kleinteilig gelesen.

Und ein kleines Detail: Kohle ist meist fetthaltig und brüchig und deshalb nicht die ideale Unterlage, wenn man mit Kreide darauf schreiben will. Aber kohleführendes Gestein, also der Fels, der eignet sich besser, wenn es Sedimentgestein ist. Dann kann Varyn auch seine Kohle benutzen, um zu malen.

Die Zeichen und ihre Bedeutung: Vom ersten Entwurf zum fertigen Zeichen

Ich mailte Thea, wie ich mir die einzelnen Schriftzeichen vorstellte. Die Bildchen daneben sind die fertigen Zeichen, die sie daraus gemacht hat.

Ich hoffe, dass noch genug weitere Zeichen folgen werden, bis ich irgendwann in der Lage bin, die Chroniken der Elomaran komplett auf Elomond zu schreiben. Und ihn außer TheaEvanda niemand mehr lesen kann.Die Entwicklung der Schrift ist bis heute nicht über diese vier Zeichen hinausgekommen. Alle Zeichen auf dieser Seite – mit Ausnahme des eindeutig zu erkennenden dilettantischen AN – stammen von TheaEvanda.

EL – oben, nach oben, oberer, der/die/das oberste (je nach Stellung im Satz/Wort) – eine Art stilisierte Pfeil nach oben, aber nicht wie die T-Rune oder das Mars-Symbol: Nichts phallisches …
O – sinngebende Vor/Zwischensilbe, macht aus dem Grund einen Abgrund. Wie malt man ein Ab? vielleicht kann man es an die umgedrehte Acht, das möbiusband, anlehnen, ohne daß es ihm zu sehr ähnelt… – es macht aus etwas Endlichem etwas Unendliches. Schwieriges Zeichen.
MAR – für sich allein betrachtet: Loch, Grube, Vertiefung. Ich weiß in etwa, wie es aussehen soll: Langgezogen und oben und unten offen, ein sich zur Mitte verjüngender Schlauch
AN – Auge – bei diesem Zeichen weiß ich ziemlichgenau, wie es aussehen soll. Ich habe es mit MS Paint gemalt (siehe oben). Sollte geklappt haben. Es sieht aus wie ein stilisiertes Auge, aber auch wie ein Schwan, der den Kopf nach unten gebogen hat …

Ich hoffe, dass irgendwann noch genug weitere Zeichen folgen werden, bis ich in der Lage bin, die Chroniken der Elomaran komplett auf Elomond zu schreiben. Und sie außer TheaEvanda niemand mehr lesen kann. Stand 2023 ruht die Entwicklung der Schrift und ist über diese vier Zeichen nicht hinausgekommen. Alle Zeichen auf dieser Seite – mit Ausnahme des eindeutig zu erkennenden dilettantischen AN – stammen von TheaEvanda.